Donnerstag, 19. April 2012

Wenn die Furcht mitfliegt - Flugangst

Bildquelle: sokaeiko / pixelio.de
Flugangst hat mich nie geängstigt: mir machte Fliegen immer sehr viel Spass, ich empfand es als aufregend und auch als Abenteuer, sich von der Erde losgelöst in einem geschlossenen Raum bewegen zu können. Für mich: Faszination pur! Aber für viele Andere ist Fliegen gleichbedeutend mit Flugangst: Panikattacken, das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und jemand Anderem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein, Angst, dass die Crew unerfahren oder der Pilot inkompetent sein könnte und hat nicht kürzlich erst ein Flugzeug wegen plötzlichem Rauchaufkommen notlanden müssen und ist vor nicht gar nicht allzu langer Zeit nicht auch ein Flugzeug abgestürzt….? Ja, den Film „Catch me if you can“ fand man äusserst unterhaltsam, aber beruhte dieser nicht auf einer wahren Geschichte und ist Leonardo DiCaprio nicht in seiner Rolle als Frank Abagnale jr. nicht als Pilot tätig gewesen ohne auch nur eine Grundausbildung zum Piloten absolviert zu haben? Vielleicht sitzt im Cockpit grad ein zweiter Frank Abagnale jr. oder jemand, der zwar einen Segelflugschein besitzt, aber nicht lizensiert ist, eine Passagiermaschine zu fliegen? Und diese Rugby-Mannschaft, die damals in den Anden abgestürzt ist: die Suche wurde eingestellt, weil es angeblich keine Hoffnungen mehr auf Überlebende gab und zwei Monate später waren zwei der Insassen den beschwerlichen Weg durch die schneebedeckten Anden herabgekraxelt, um Hilfe zu holen – denn es gab sehr wohl Überlebende, die um des Überlebens willen sogar das Fleisch der Opfer essen mussten. Aber man war doch schon immer so furchtbar schlecht zu Fuss und hat um den Klettersport einen grossen Bogen gemacht – und der Sitznachbar sieht nun auch nur wenig appetitlich aus, aber vielleicht ist man ja selbst ein Opfer und wird dann von diesem unsympathischen Rüpel da vorne am Gang (3.Reihe) aufgegessen, der der Stewardess eben in den Po gekniffen hat? Iiiiiiih, der schmatzt bestimmt auch ganz furchtbar und zum Abschluss: ein zufriedener Rülpser! „Ich will nicht gegessen werden…. Ich fliege nicht mit!“  


Ich habe Flugangst nie verstanden: wie könnte sich jemand vor etwas so sehr ängstigen, was mich doch so sehr begeistert? Mir ist Flugangst bis heute unverständlich, auch wenn ich solche Befürchtungen doch akzeptiere. Immerhin gibt es auch Dinge, die mich das Fürchten lehren, obschon andere Menschen diese Dinge toll finden. Aber sind Ängste nicht eigentlich immer irrational? (Sind scheinbar rationale Ängste nicht eher Traumata?) Und so gibt es wohl keine Angst, die sich nicht bekämpfen lässt.

Bücher gegen Flugangst....

Im Buchhandel findet man zahlreiche Fachbücher und Ratgeber, die einem in Do-it-yourself-Manier helfen sollen, die eigene Flugangst zu besiegen. Viele Fluggesellschaften und Flughäfen bieten zudem spezielle Flugangstseminare an. Der Unterschied? Die Bücher über bzw. (im besten Falle) gegen Flugangst sind sehr viel günstiger – während Seminare natürlich persönlicher sind und hier auch individuell auf die einzelnen Teilnehmer eingegangen werden kann, während Literatur bzgl. Flugangst  die breite Masse zur Zielgruppe hat.
Auch „Nicht(mehr)raucher-Papst“ Allen Carr beschränkt sich längst nicht mehr nur auf seinen Ratgeber, in dem er erklärt, wie man zum Nichtraucher wird („Endlich Nichtraucher“): nein, auch er hat inzwischen einen Ratgeber mit dem Titel „Endlich fliegen ohne Angst“ veröffentlicht. Allen Carr thematisiert hier weitgehend das Angst-Phänomen, während die meisten anderen Werke, die sich mit Flugangst auseinandersetzen, auch mit den technischen Gegebenheiten beschäftigen und versuchen, dem Leser nicht nur das Fliegen, sondern vor Allem auch das Flugzeug, näherzubringen.

... oder lieber doch ein Seminar gegen Flugangst?

Persönlich stehe ich solcherlei Literatur etwas kritisch gegenüber und würde doch eher die offline stattfindenden Seminare präferieren: hier werden auch die flugzeugtypischen Geräusche erläutert (die man beim Lesen nicht akustisch wahrnehmen kann) und vor Allem kann man hier auch nochmal nachhaken, wenn der Seminarleiter zwar sagt, dass das alles ganz harmlos sei, man selbst aber absolut noch nicht überzeugt ist. Wer panische Angst vor dem Fliegen hat und sich während eines Fluges, von Flugangst gebeutelt, nur mit zusammengekniffenen Augen und schweissnass am Sitz festklammern kann,  ist mit einer persönlichen Betreuung wohl besser bedient als mit einem Buch gegen Flugangst, dessen Inhalte (z.B. Erläuterungen, aus welchen Gründen Flugzeuge bislang abgestürzt sind) die Flugangst nur noch weiter hochkochen lassen.
Wer nur leichte Flugangst hat, dem könnte ein solcher gedruckter Ratgeber hingegen bestimmt bereits weiterhelfen. Allerdings sollte man auch ein Buch wie „30 Minuten gegen Flugangst“ nicht erst kurz vor dem Abflug kaufen und es ins Handgepäck packen, um es erst dann zu lesen, wenn man bereits in der Wartehalle des Flughafens sitzt…

Ansonsten: (einfach nicht fliegen) Augen zu und durch! Und meine Hand wird vermutlich auch noch diverse Male gebrochen werden, denn auch, wenn ich keine Flugangst habe und meine Frau dies ebenfalls von sich behauptet: meine Frau liebt es, in die Luft zu gehen und in der Luft zu sein, aber sie hasst es, zu landen. Während der Landungsanflüge krallt sie sich auch an und in allem fest, was sich in ihrer Nähe grad darbietet, was dann meistens mich meint, sofern wir gemeinsam fliegen. Sie behauptet, auf Alleinflügen unbekannte Sitznachbarn nicht mit penetrantem Körperkontakt zu belästigen, sondern lediglich Sitze/Armlehnen mit der geballten Kraft ihrer Fäuste und Fingernägel zu malträtieren. Kommentiert jemand ihre von Flugangst Landungsangst geprägten Anstrengungen der Anspannung mit einem schmunzelnden: „Keine Bange, bislang sind sie noch alle runtergekommen!“, kann sie nur erwidern: „Ja, genau davor habe ich aber doch Angst!“ Sie kennt die Inhalte der Ratgeber gegen Flugangst, sie weiss, was in den Seminaren gegen Flugangst gelehrt wird, sie schaut auch gerne „Mayday“, aber dieses letzte bisschen Panik ist dann doch zu sehr festgebrannt… und auch durchaus erträglich.

Wer aber nun auch während eines stundenlangen Fluges pausenlos von Flugangst gequält wird, für den ist auch ein teures Flugangstseminar wohl eine lohnenswerte Investition, vor allem, wenn es sich zum Beispiel auch aus beruflichen Gründen nicht vermeiden lässt, dass man regelmässig fliegt. Und Flugangst-Ratgeber, die ohnehin nicht die Welt kosten, findet man zuweilen in gebrauchtem Zustand sogar noch etwas günstiger bei Anbietern wie z.B. Medimops oder Booklooker.

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