Dies belegte ein nun veröffentlichter Bericht des Australian Transport Safety Bureau, der die Geschehnisse eines Fluges vom 27.05.2010: nachdem
der Captain in der Nacht 2x vom Feueralarm im Hotel geweckt worden war, während
der Co-Pilot unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde, als der Room Service um
halb 5 nachts plötzlich in sein Zimmer polterte, stand für die beiden JetStar-Piloten
ein Flug mit einem Airbus A321-231 von Darwin nach Singapur an.
Bei JetStar handelt es sich um einen Low-Cost-Ableger von
Quantas, der zwischen Australien, Neuseeland und Asien operiert.
Der Flug wurde in erster Linie vom leicht übermüdeten
Co-Pilot durchgeführt, der nach eigenen Angaben diverse Anfragen an den
Flugkapitän richtete, welcher aber unbeantwortet blieben, da der Angesprochene
mit seinem Natel beschäftigt gewesen sei. Der Kapitän gab zu, er habe
vergessen, sein Mobiltelefon auszuschalten und sei von einkommenden
Textnachrichten abgelenkt worden; vollkommen irritiert von den plötzlichen
Geräuschen seines vermeintlich ausgeschalteten Handys habe er es nicht auf
Anhieb geschafft, die Tastensperre zu lösen, um das Handy ausschalten zu
können. (Aufzeichnungen seines Geräts belegten später auch, dass er selbst während
dieser Zeit keine SMS geschrieben hatte.)
Zu diesem Zeitpunkt war das Flugzeug nur noch wenige
Kilometer vom Ziel entfernt, doch zu ihrem Schrecken mussten die Piloten
feststellen, dass sie vergessen hatten, das Fahrgestell für die Landung
auszufahren. Darauf aufmerksam wurden sie lediglich durch den plötzlich
einsetzenden, entsprechenden Cockpit-Alarm. Doch sie mussten feststellen, dass
es bereits zu spät war, das Fahrgestell auszufahren, um noch sicher landen zu
können. Als sich der Airbus in 392 Fuss Höhe befand, musste die Landung daher
aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Im zweiten Versuch konnte die
Landung jedoch sicher durchgeführt wurden.
Das Australian Transport Safety Bureau kam zu dem Schluss,
dass es sich hier um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt hat:
eigentlich sei zu erwarten gewesen, dass der Flugkapitän die Situation stets im
Blick gehabt und eingegriffen hätte, als er bemerkte, dass vergessen worden
war, das Fahrwerk auszufahren. In diesem Fall war die obligatorische Checkliste
bezüglich der Landung noch nicht wie vorgeschrieben gänzlich abgearbeitet, als die Maschine eine
Höhe von 500 Fuss erreichte. Insgesamt seien die Unachtsamkeiten im Cockpit auf
die Ablenkung des Kapitäns durch sein Handy sowie den leichten
Erschöpfungszustand der Piloten zurückzuführen.
JetStar möchte die Geschehnisse dieses Fluges nun im Rahmen
einer Fallstudie zum Thema Ablenkung im Cockpit in die Ausbildung mit aufnehmen.
Zudem sollen die Checklisten zukünftig bereits abgeschlossen
sein, wenn eine Höhe von 1000 Fuss erreicht wird, und eine zusätzliche
Erinnerungsfunktion soll die Piloten nochmals darauf aufmerksam machen, dass
auch sie ihre mobilen Geräte ausschalten müssen.
Im Allgemeinen sind abgebrochene Landungen bzw. Landungen im
zweiten Anlauf gar nicht so dramatisch; in diesem Fall ist lediglich
bemerkenswert, dass die Landung nur aus dem Grunde abgebrochen werden musste,
weil Kapitän und Co-Pilot gleichermassen unachtsam und abgelenkt gewesen sind
und sich zu diesem Zeitpunkt nicht gänzlich auf den Landevorgang
konzentrierten. Während Start und Landung gilt eigentlich das Prinzip des „clean
cockpit“, was bedeutet, dass in dieser Zeit keine unnötigen Gespräche geführt
werden und der Fokus klar auf der Steuerung des Fliegers liegt. Im Falle von
JetStar Flug JQ57 war das Cockpit nun leider nicht clean, sondern dirty…
Aber: Ende gut, alles gut!
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