Samstag, 21. April 2012

Flugkapitän vergass sein Handy auszuschalten - Landung abgebrochen!

“Bitte schalten Sie alle elektronischen Geräte aus…” Man sollte meinen, dass diese Aufforderung nicht nur für alle an Bord eines Flugzeuges gilt, sondern dass man die Crew gar nicht explizit auffordern müsste, die eigenen Mobiltelefone etc. auszuschalten. Doch weit gefehlt!

Dies belegte ein nun veröffentlichter Bericht des Australian Transport Safety Bureau, der die Geschehnisse eines Fluges vom 27.05.2010: nachdem der Captain in der Nacht 2x vom Feueralarm im Hotel geweckt worden war, während der Co-Pilot unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde, als der Room Service um halb 5 nachts plötzlich in sein Zimmer polterte, stand für die beiden JetStar-Piloten ein Flug mit einem Airbus A321-231 von Darwin nach Singapur an.

Bei JetStar handelt es sich um einen Low-Cost-Ableger von Quantas, der zwischen Australien, Neuseeland und Asien operiert.

Der Flug wurde in erster Linie vom leicht übermüdeten Co-Pilot durchgeführt, der nach eigenen Angaben diverse Anfragen an den Flugkapitän richtete, welcher aber unbeantwortet blieben, da der Angesprochene mit seinem Natel beschäftigt gewesen sei. Der Kapitän gab zu, er habe vergessen, sein Mobiltelefon auszuschalten und sei von einkommenden Textnachrichten abgelenkt worden; vollkommen irritiert von den plötzlichen Geräuschen seines vermeintlich ausgeschalteten Handys habe er es nicht auf Anhieb geschafft, die Tastensperre zu lösen, um das Handy ausschalten zu können. (Aufzeichnungen seines Geräts belegten später auch, dass er selbst während dieser Zeit keine SMS geschrieben hatte.)


Zu diesem Zeitpunkt war das Flugzeug nur noch wenige Kilometer vom Ziel entfernt, doch zu ihrem Schrecken mussten die Piloten feststellen, dass sie vergessen hatten, das Fahrgestell für die Landung auszufahren. Darauf aufmerksam wurden sie lediglich durch den plötzlich einsetzenden, entsprechenden Cockpit-Alarm. Doch sie mussten feststellen, dass es bereits zu spät war, das Fahrgestell auszufahren, um noch sicher landen zu können. Als sich der Airbus in 392 Fuss Höhe befand, musste die Landung daher aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Im zweiten Versuch konnte die Landung jedoch sicher durchgeführt wurden.

Das Australian Transport Safety Bureau kam zu dem Schluss, dass es sich hier um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt hat: eigentlich sei zu erwarten gewesen, dass der Flugkapitän die Situation stets im Blick gehabt und eingegriffen hätte, als er bemerkte, dass vergessen worden war, das Fahrwerk auszufahren. In diesem Fall war die obligatorische Checkliste bezüglich der Landung noch nicht wie vorgeschrieben gänzlich abgearbeitet, als die Maschine eine Höhe von 500 Fuss erreichte. Insgesamt seien die Unachtsamkeiten im Cockpit auf die Ablenkung des Kapitäns durch sein Handy sowie den leichten Erschöpfungszustand der Piloten zurückzuführen.

JetStar möchte die Geschehnisse dieses Fluges nun im Rahmen einer Fallstudie zum Thema Ablenkung im Cockpit in die Ausbildung mit aufnehmen.
Zudem sollen die Checklisten zukünftig bereits abgeschlossen sein, wenn eine Höhe von 1000 Fuss erreicht wird, und eine zusätzliche Erinnerungsfunktion soll die Piloten nochmals darauf aufmerksam machen, dass auch sie ihre mobilen Geräte ausschalten müssen.

Im Allgemeinen sind abgebrochene Landungen bzw. Landungen im zweiten Anlauf gar nicht so dramatisch; in diesem Fall ist lediglich bemerkenswert, dass die Landung nur aus dem Grunde abgebrochen werden musste, weil Kapitän und Co-Pilot gleichermassen unachtsam und abgelenkt gewesen sind und sich zu diesem Zeitpunkt nicht gänzlich auf den Landevorgang konzentrierten. Während Start und Landung gilt eigentlich das Prinzip des „clean cockpit“, was bedeutet, dass in dieser Zeit keine unnötigen Gespräche geführt werden und der Fokus klar auf der Steuerung des Fliegers liegt. Im Falle von JetStar Flug JQ57 war das Cockpit nun leider nicht clean, sondern dirty…

Aber: Ende gut, alles gut! 

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